Männer des Judo-Club Wiesbaden ziehen erneut aus der Zweiten Bundesliga zurück
Bericht im Wiesbadener Kurier von Tobias Goldbrunner am 12.03.2019
WIESBADEN - (gbr).„Mir tut das in der Seele weh“, erklärt Roland Denkewitz, Trainer der Judo-Männer des JC Wiesbaden. „Aber es geht nicht anders. Das Trainingsengagement vieler Kämpfer war einer Zweiten Bundesliga einfach nicht würdig.“ Die Folge: Die Hessen ziehen ihre Mannschaft kurz vor Saisonbeginn zurück. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren: Schon nach der Kampfzeit 2016 hatte der JCW seine Männer-Riege von der Zweiten Liga abgemeldet, um einen Neuanfang in der Regionalliga in Angriff zu nehmen.
Die Verantwortlichen wollten damals stärker auf Eigengewächse setzen. Was von Erfolg gekrönt war: Dem JCW gelang direkt im ersten Jahr der Aufstieg. In Liga zwei mussten die Wiesbadener 2018 allerdings reichlich Lehrgeld zahlen, landeten auf dem vorletzten Rang. „Das war natürlich für viele nicht schön“, weiß Denkewitz. „Aber wenn ich auf diesem Niveau mithalten will, muss Judo auch hinter Beruf, Ausbildung und Familie die dementsprechend hohe Priorität genießen.“ Das sei bei zu vielen seiner Athleten nicht der Fall. „Hinzu kommt, dass uns einige Topleute verlassen haben.“
Fabian und Patrick Görner, beide ehemalige deutsche Jugendmeister, weilen nach dem Abitur für ein Jahr in Australien, Daniel Stamm zieht es wohl in die Erste Liga. Aushängeschild Alexander Wieczerzak kämpft bekanntlich seit Jahren im Oberhaus, holte zuletzt drei Mal in Folge mit dem Hamburger JT den Titel. 2019 tritt der Olympiakandidat für den KSV Esslingen an.
Ist eine Rückkehr in drei, vier Jahren möglich?
„Mich hat dieser Gedanke wochenlang intensiv beschäftigt: Aber letztlich musste ich den Wunsch, das Team zurückzuziehen, an den Vorstand herantragen“, erläutert Denkewitz. JCW-Präsident Philipp Eckelmann findet diese Entwicklung „traurig. Ich hatte bis zum Schluss gehofft, dass wir die Mannschaft halten können“. Am Ende stimmte der 40-Jährige, der sich in der Vorsaison oft selbst in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte, zu. „Wir sehen diesen Schritt als Chance“, meint Eckelmann. Die rund 8000 bis 10 000 Euro, die der Verein durch den Rückzug einspart, sollen in den Nachwuchs investiert werden. „Und ich bin guter Dinge, dass wir bald wieder in die Regionalliga zurückkehren.“ Denkewitz ergänzt: „Und vielleicht in drei, vier Jahren in die Zweite Liga.“ Bis dahin starten die JCW-Männer in der Landesliga. Denkewitz: „Da finden hoffentlich auch viele wieder den Spaß am Judo.“